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Nachbarn und Hofbesitzer in
Groß und Klein Zünder vom 17. bis 20. Jahrhundert

Groß Zünder

               
GrZ 01 GrZ 02 GrZ 03 GrZ 04 GrZ 041 GrZ 05 GrZ 06 GrZ 07 GrZ 08 GrZ 09
GrZ 10 GrZ 11 GrZ 12 GrZ 13 GrZ 14 GrZ 15 GrZ 16 GrZ 17 GrZ 18 GrZ 19
GrZ 20 GrZ 21

GrZ 22

GrZ 1648

GrZ And

GrZ Pfarrer

GrZ Lehrer

Klein Zünder

               
KlZ 01 KlZ 02 KlZ 03 KlZ 04 KlZ 05 KlZ 06 KlZ 07 KlZ 08 KlZ 09 KlZ 10
KlZ 11 KlZ 12 KlZ 13 KlZ 14 KlZ 15 KlZ 16 KlZ 17 KlZ 18 KlZ 19  
KlZ Hancke 1619

KlZ 1648

KlZ And

   

KlZ Lehrer

 

 

Kb Chronik ab Anno 1733

Anmerkungen

Vorrede

Gnade und Friede von Gott und dem Vater unseres Herrn Jesu Christi, Amen!

Gegenwärtige neue Kirchenbuch * ist bey diesem Groß-Zünderischen Kirchspiel nach seiner Zahl und Ordnung das Dritte.

* kostet der Kirchen 10 fl. 12 gl. vide p. 6

Das erste und älteste ist in länglich folio, und in roth Pergament eingebunden, und begreiffet in sich die Jahre 1648 biß 1657, ja das Todten-Register geht biß auf das verstrichene Jahr 1732 ohne das etwas fehlen solte. Es hat selbiges der Seel. hl. Elias Zahn angefangen

* ohne Zweifel wie es denn auch die Sache selber nicht anders aufweiset

und zwar zu allererst: und zwar zu allererst denn was die Zeiten vor ihn betrifft, davon ist nirgend was vorhanden: hernach haben alle bey dieser Gemeine stehende Herren Prediger Seel. Gedächtnis beliebet in dieses Specificirte Kirchen-Buch besonders die, so in dem Herrn entschlafen sind, einzutragen, welchen ich denn auch vor mein Theil und Ordnung biß auf dieses Jahr gefolget. Wie nun der Seel. Herr Tobias Colerus zum Prediger allhir war bestellet worden, so machte Er sich nicht allein umb diese gantze Gemeine durch getreue Seel-Sorge für sie, und auch umb diese Großzind. Kirche durch derselben Erneuerung und Außzierung höchstens verdient; sondern Er fertigte auch auff Anordnung Sr. ... hochl. hl. Adrian von der Linde als damaligem Werderischen hl. BürgerMeisters, das andere Kirchenbuch an, welches ordninair folio, und ebenfalls in roth Pergament eingebunden.

* Nachtrag von Prediger August Christian Bette 1809: dieses Buch hat wegen seiner sehr schlechten Beschaffenheit ... 1809 mußte genommen ... u. ein anderes und zwar ... Pergament ... u. ... geschlagen ...

In selbiges hat Er nun alles Zusammen getragen, was in dem ersten Kirchenbuche sich von Anfang an befunden, / außer die Todten wir gedacht / damit Er seinen Nachfolgern ein vollständiges Kirchenbuch hinterlaßen möchte, dem nichts fehlte: wie Er es denn auch mit einem Kirchen-inventario, auch einer Kirchen-chronica und einem catalogo der Weyl. [weiland] gewesenen Prediger dieses Orts versehen wurd.

Und dieses benannten anderen Buches habe ich mich in meinem H. Ampte auch bestimmt, biß auf das letztverstrichene Jahr mit welchem der Raum in demselbigen gäntzlich zu Ende gegangen, daß ich mich verbunden gesehen, dieses itzige dritte Kirchenbuch zu besorgen und anzulegen. Ich habe es aber

eingetheilet in VI Abschnitte, wie hier zu sehen, nehml.

I    Kirchen-chronica pag 7  ff

II   Kirchen-inventarium pag 79 ff

III  Tauff-Register pag. 127 ff

IV  Trau-Register pag. 355 ff

V   Todten-Register pag. 495 ff

VI  Namen-Register pag. 725 ff

NB: VII Die Balance [Bilanz] des jährlich zu- und abnehmenden Kirchzinß alhir stehet pag. 111

Solcher Gestalt habe ich mich nach aller Müglichkeit der accurateße beflißen, und meinem hl. Successori dereinst ein ordentliches Kirchenbuch einzuliefern, als ich wol eines empfangen. Denn ich habe das vorige beymeiner Ankunft alhier über die maßen zerrißen und confuse gefunden. Erstlich war es auß seinem Drucke gantz heraußgerißen, hernach war es durchgehend von einandergetrennet, so daß nichts als lose convolute und sehr viel abgeschnittene Blätter zu finden waren. Wie es mir nun also von den Vorstehern war eingehändiget worden, nahm ichs vor, und collationirte alles, hatte aber nicht wenig Mühe, ehe ich alles zusammen finden konte, was eigentlich zusammen gehöret. Von [Während] etlichen Jahren war gar nicht einmal was eingeschrieben, doch erhielte ich auch vom Schulmeister hernach die Monatlichen Register, und befand endlich, daß in so weit zwar nirgend ein mangrement [Fehler, Mangel] sich äußerte, gleichwol konte es so nicht bleiben. Darum ließ ich es durch einen buchbinder * in meinem Hause so auf

* Nehmlich den Dirschauischen namens Mixius

meine Kosten und in meiner Gegenwart zusammen heften, auch die Monat-Register in 4. to an gehörigen Orten mit einschalten, und es folglich also einbinden, so gut als es hat angehen wollen und [unleserliche Randbemerkung, vermutlich nicht von Johann Moneta geschrieben] und wie es itzo noch befindlich ist. Was die losen Blätter anlanget, so sind sie gleichfalls ordentlich wieder zusammen gekleistert worden; doch muß daran etwas seyn abgeschnitten worden, was den bauern nicht in ihren Kram gedienet, dahinter ich aber niemals habe kommen können. Vielleicht sinds Dinge gewesen, die entweder die Umbstände dieses Pfarrdienstes, oder aber meinen Seel. H. antemforem in particularii angegangen, welche man auf die Weise gern hat Supprimiren oder annuliren wollen *

* [Randbemerkungen zumeist nicht zu entziffern, bis:] ... die er ihm schuldig gewesen, sol geschuldet haben; wie ichs 1737 nach des Köpkes Tode, erfahren

In blauer Schrift: Nachträge am Rand von Prediger Johann Moneta

Die "Vorrede" ist von Prediger Johann Moneta nicht 1733 geschrieben worden sondern viele Jahre später, eventuell erst um 1750:

- es wird Bezug genommen auf Ereignisse, die nach 1733 stattfanden;

- Moneta erwähnt mehrfach seine kommenden Nachfolger. An diese ist jedoch 1733 noch lange nicht zu denken.

Insofern macht diese Vorrede partiell den Eindruck eines Übergabeprotokolles.

Zum wenigsten werden sie nicht weiße unbeschriebene blätter, die Niemanden irren, abgeschnitten haben. Und ich argwohne daher was verherends (weil in der vacance meines Seel. hl. anteccessoris der damalige Bau-Vorsteher Daniel Köpke

Daniel Köpke, *1676, † 1736
Kirchenvorsteher, Schlickgeschworener,
Nachbar Hof GrZ 13

* [umfangreiche Randbemerkungen darüber und den ganzen rechten Rand der KB-Seite beginnend mit:] O! ein unwürdiger Vorsteher, ja ein Unchrist und noch ungerechter als wie Heyde. boßhaft, hoffärtig, trotzig, eigennützig über alle menschliche Art ...

Nachbar in Großzind. welcher das Kirchenbuch zu sich genommen und gar genau durchgesehen hatte; die fata des Seel. hl. Tob. Coleri bey diesem Kirchspiel, welche Er uns zur Nachricht, und den Großzinderschen zum ewigen Verdriß ihres Undanks gegen ihn, mit eigener Hand sorgfältig aufgeschrieben; außzuschneiden und zu verbrennen sehr begierig gewesen, auß Uhrsachen, weil das denen Predigern nichts anginge, was die Vorfahren mit hl. Colero vorgehabt. Allein er ward vom alten Gerhardt Kohlen, auch Vorsteher und Nachbar in Groß Zind., daran gehindert, der ihm bedeutete, man müßte es stehen laßen, daß sie sich an ihren Voreltern spiegeln könten, umb nicht so unbescheiden mit ihrem Seelsorger umbzugehen, sondern ihn in größeren Ehren zu halten. Demnach blieb die Verstümmelung des Kirchenbuchs vordiesmal unterwegend / es sey denn daß vorhero und ingeheim etwas geschehen seijn mag / jedoch kan ich nich umbhin, meinen hl. Successoren zu benachrichtigen, was wir sämtliche membra des Erglich. [?] Werderischen Ministerii zur conservation und Sicherheit derer Kirchenbücher einmüthig beschloßen, nehmlich: wenn sich irgend bey einer Kirchen eine vacance ereignet, entweder durch Absterben oder translocation; so sollen der Prediger des Amts, oder die nachgebliebene Witwe, oder im Fall keine vorhanden, dessen Erben, das Kirchenbuch, oder die Kirchenbücher der Kirchen alsden nicht denen Vorstehern, oder Schulmeistern zur Verwahrung übergeben; sondern solche versiegelt entweder so lange selbst in Verwahrung behalten, biß ein neuer Prediger vorhanden, daß sie ihm selbige eigenhändig abgeben können; oder sie sollen sie dem beichtVater des abgegangenen Predigers vertrauen, daß Er sie zu rechter Zeit dem neuen Prediger einliefern möge. Welches denn auch zum erstenmal in der vacance Seel. hl. Cretlows, Weyl. Prediger zu Gottswalde ist observiret und introduiret worden. Und das ist auch sehr wol und gut ordonniret worden, denn die bauern, sie mögen sich auch noch so wol gegen ihren Prediger äußerlich anstellen, so sind sie ihnen dennoch im Hertzen falsch und untreu, und suchen viel lieber eher was abzubringen als aufzubringen, sonderlich wenn vacanzien vorhanden sind.

Tja, verehrter Johann Moneta, da kann ich Dir nur verkünden, dass sich in den folgenden Jahrhunderten bei den direkten Nachfahren der von Dir verfluchten Köpke durchaus ein Element des Widerstands, der Obstruktion, des Mißtrauens gegenüber den sog. Autoritäten, des selbsterhobenen Kopfes ihnen gegenüber, durchaus erhalten hat.

So ist eg ebenfals zu solcher Zeit außer allem Zweifel, das EinschreibGeld vor die Getauften, davon in hl. Coleri Kirchenbuch in der Kirchen-chronico pag. 29 sub Ao. 1664 d. 6. Marti umbständlicher zu lesen ist, abgekommen, ohne daß es jemals wieder auffkommen dürffte. Ich habe zwar nicht ermangelt bey Veranstaltung dieses neuen Kirchenbuches mich desfals zu melden; habe aber nichts erhalten könne, denn sie meynten dies ... wäre vor sie und ihre Nachkommen zu beschwerlich. Vielleicht ist mein hl. Successor darin einmal glücklicher ...

 *** Oder nach bewandtniß der Umbstände in Entstehung deßen, auch dem nächsten Prediger von hir, eg Truttenau ...

... es bey Gelegenheit wieder aufzubringen, weder ich habe seyn können. Damit aber gleichwol dergleichen nicht ferner, und mit wichtigen Stücken vorgehen möchte; so habe ich in dem andern alten Kirchenbuche in der Kirchen-chronica, nach beschaffenheit des noch übrigen Raumes, alles dasjenige aufs sorgfältigste annotiret, was der hl. Prediger zu Großzinder, der mir folgen wird, sowol von dem Umbständen seiner Kirchen, als auch seiner gewißen und accidental-Einkünften zu wißen nöthig hat: daß eine außführlichere und weitläufigere Nachricht von diesem allem kan Er noch finden und lesen in dem gelben Buche in folio / so genandt, weil es in gelb Pergament gebunden ist / welches

 

in unserem Witwenkasten verwahrlich aufbehalten wird, und allezeit, wenn es bedarf, bey dem hl. administratore des gemeldeten Witwenkastens nachgeschlagen werden kan. Hier wil ich nur dieses eintzige noch erinnern, denn mein herr successor, oder meine Herren Successores ihr beschwerlich Antheil im Bruch-Lande * [Randnotiz] gegen ein ander Vorteil durchsehn; die Feuerung vor ihr Hauß nebst denen dazu erforderlichen fuhren sich franco und frey außerdem und sich procuria könten, wie es etwa in Osterwick ist, so würden ihrem Pfarrdienst ihre recht begeben [?] und außträglich machen. Denn es ist gewißlich wahr, daß dieses dem Prediger dieses Ortes die meiste beschwerlichkeit und oft den größten Verdruß macht. Manche wißen sich einmals ein größer air zu geben, als wenn sie der Prediger umb fuhren zum holtz oder Torff ansprechen laßen muß, damit Er ja überführet werde, daß er hirin ihrer discretion leben müße, und solches durchaus keine Schuldigkeit von ihrer Seiten sey.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm: Witwenkasten: "opferstock in der kirche, aus dessen ertrag witwen unterstützt werden ..."

Hier wird jedoch nicht deutlich, ob es sich Art Versicherung für generell alle Witwen des Kirchspiels handelt oder um einen Pfarr-Witwenkasten zu Gunsten der Witwen der verstorbenen Prediger.

Wiewol es ist das Großzindersche clima noch in unterschiedlichen andern Stücken sehr fatal. Was sich mit dem Seel. hl. Tobia Coleri alhir begeben, ist im andern Kirchenbuche gleich von Anfang zu lesen: wobey ich aus eigener Erfahrung etliche observationes beyzusetzen bin veranlaßet worden. Wie hier die bauern mit meinem Seel. hl. antecessore hl. David Schmidten Hauß gehalten, davon weiß das gantze Werder genug zu sagen. Und das sind Beweisthümer genug, daß die luft hir nicht die beste seyn müße: sondern daß es hir noch eben so viel unruhige, störrische, harte, trotzige, heimtückische, geitzige, eigennützige, falsche, stoltze, aufgeblasene und wiederspenstige Gemüther gebe, als wie vorhin und vor langen Jahren. Art pflegt von Art wol nicht zu laßen: und wie die Alten sind, so werden auch die Jungen. Ich weiß nicht, ob ich hier mehr Wolthaten genoßen, oder mehr Verdruß vorlieb genommen, sonderlich wenn es die Vermiethung des (Anmerkung: Kirchen-)Lands betroffen.

Gott bekehre sie; und mein hl. Successo wird sie alle selbst einmal am besten kennen lernen.

Und hier folgen sie alle. Wenn nur alle vom absurden heimtückischen Stoltze freij sein möchten: denn der plagt sie zuweilen sehr. Summe: Bauern sind bauern. Sapienti sat! [Das Weise ist ausreichend!]