Irgendwann überfällt uns die Erschöpfung und wir
ziehen in das Restaurant - vom Burgeingang gesehen links unter dem
Museum. Abseits allem Trubel essen wir dort vorzüglich.
Irgendwie ist mir der Ordensstaat im 14. / 15.
Jahrhundert noch ein Rätsel. Es gibt zahlreiche Literatur seit Mitte des
19. Jahrhunderts im Kontext der Entwicklung des Nationalismus, in der
überwiegend das Rittertum des Mittelalters idealisiert wird, in der der
Ordensstaat verbrämt und ideologisiert erscheint. Aber wie hat er
funktioniert? Warum war er ca. 150 Jahre den benachbarten Königreichen
militärisch und politisch überlegen? Und warum ging er unter?
Selbstschwächung aufgrund zu großer Expansion, ähnlich wie das Römische
Reich?
Die ganze Kette an Wehrburgen bis hinunter nach
Neidenburg: Über die angewandten Techniken ist etliches bekannt. Aber
wie funktionierte der Bau sozioökonomisch unter Berücksichtigung einer
extrem niedrigen Bevölkerungsdichte mit sicherlich weniger als 10 Personen pro
Quadratkilometer? Geziegelt, transportiert und gebaut werden konnte
maximal von April bis September. Das sind gleichzeitig die Säh- und
Erntemonate. Die lokale Bevölkerung musste mithin nicht nur für sich
selber Nahrungsmittel produzieren sondern auch noch für die Burginsassen
sowie die involvierten Arbeiter, Sklaven, Kriegsgefangenen. In einem
Buch über Burgen in Deutschland heißt es, dass man über die
organisatorischen und wirtschaftlichen Aspekte des Baues von Burgen
nichts wüsste ... und das wäre auch gar nicht von Interesse ... Käse! - Es gibt noch viele offene Wissensbaustellen ...
Am späten Nachmittag machen wir noch einen Gang durch
die Stadt und wanken ermüdet zurück zum Boot.
Doch zwei Stunden später will das unersättliche Volk schon wieder
futtern. Wir klettern hinauf auf das Restaurantboot, treten in einen
Saal - ohrenbetäubende Musik, ein Haufen Leute - geschlossene
Gesellschaft. Die Restaurants in der Burg machen um 19:30 Uhr dicht ...
im nächsten und übernächsten Restaurant: Geschlossene Gesellschaft.
Samstag scheint in Polen der Tag der Familienfeste zu sein. Irgendwo
bekommen wir dann wohl doch noch etwas zu Essen, denn am nächsten Morgen
sind noch alle da, keiner ist am Vorabend verhungert ... |
Martens kleinstes Eis ... |