Deichgrafen
und Deichgeschworene als Vorfahren
Aus der
Familiengeschichte des Bauern Behrendt in Gr.-Zünder - 5 Dutzend Hemden mit in die Ehe gebracht -
|
Der dritte Teil der Kling
- Behrendt - Trilogie.
Nach dem in Teil 1
erwähnten Artikel von Simmenroth, Hilde: Lebensbeschreibung des Rentiers
Johann Gottlieb Kling zu Groß Zünder, Vom Jahre 1807 - 1896, in:
Altpreußische Geschlechterkunde, Hrsg. VFFOW, Hamburg 1988, S. 117 -
127, folgt ein weiterer auf den Seiten 127 - 128 mit o.a. Titel,
gezeichnet "rsb". Die Quellenangabe fehlt.
Jetzt taucht aus dem
Fundus der Familie Behrendt - Steinke das Original des Artikels auf:
Eine Veröffentlichung im "Danziger Vorposten" - eine NS-Zeitung -, Nr.
64, Seite 3. Das Jahr ist nicht erkennbar, aber es dürfte 1942/43 sein.
Die Überraschung dabei
sind die Photos.
Da die Kopie des
Zeitungsartikels hier dargestellt schlecht lesbar ist erfolgt unten der
ausgelesene Text.
Der Bericht enthält
eine Reihe von Unklarheiten und offensichtlichen Fehlern. Es ist nicht
bekannt, ob diese von Hugo Eduard Behrendt stammen als Teil der
"Familiensaga" oder ob der Journalist / die Journalistin einiges
missverstanden und durcheinandergebracht hat ... soll's ja geben in der
Branche. |
Dies ist die
Hausmarke der Behrendts, die in Groß-Zünder ihren Besitz haben, und
die zu den sieben ältesten Bauerngeschlechtern unseres Gaues gehören,
die nachweislich über 200 Jahre besitzrecht- und blutsmäßig auf ihren
Höfen sitzen. Sie schmückt den Giebel des stattlichen Wohnhauses, das
heute an Stelle des einstigen Vorlaubenhauses steht. Sie befindet sich
auch an den Gerätschaften und an der der Familie gehörenden Kirchenbank.
Mit der
Familiengeschichte hat sich der Altbauer Hugo Behrendt, der heute noch
an Stelle des bei der Wehrmacht als Offizier stehenden gegenwärtigen
Besitzers Johannes Edmund Behrendt den Hof leitet, ganz genau
beschäftigt, denn hier, das merkt man, war das Sippenbewußtsein immer
wach. Mit Stolz erzählt er von den Vorfahren unter denen eine Reihe als
Deichgeschworene und Deichgrafen in hohem Ansehen standen und deren
Bilder noch heute auf dem Deichamt hängen. Bekannt ist, daß die Ureltern
lange vor 1466 in den Weichsel-Nogat-Niederungen ansässig waren, die
Geschichte des Hofes beginnt nachweislich 1676 mit einer Eintragung des
damaligen Besitzers Simon Stahl in das Grundbuch. Simon Stahl war der
Sohn von Jakob Stahl, der schon um 1600 auf dem Hofe saß, dessen
ursprüngliche Größe wohl acht Hufen, das sind 136 Hektar, betragen hat.
Durch die Heirat des Jakob Stahl mit
Erdmuth Knack wurden die beiden Höfe der Familien Knack und Stahl
zusammengelegt und so der Besitz |
Photo des Wohnhauses
von 1942/43
M.W. gibt es keinen Beleg
dafür, dass dort ursprünglich - vor 1804 - ein Vorlaubenhaus stand.
1733 besitzt Gerhardt
Kohl 3 Höfe mit 10 Hufen - er hat zu dieser Zeit erwachsene Söhne -,
Hans Kroll 3 Höfe mit 6 3/4 Hufen, Daniel Köpke 2 Hofe mit 5 Hufen.
Alle andere Höfe in GrZ haben 4 und weniger Hufen. Ist es dann um
1600 möglich, einen Hof mit 8 Hufen unter Berücksichtigung der
schweren Böden und der personellen und technischen Beschränkungen zu
bewirtschaften? |
vergrößert.
Deren Sohn Simon Stahl heiratete Barbara Schlichting, die nach dem Tod
ihres ersten Mannes 1701 den Gerhard Kohl ehelichte, Sohn des Schulzen
Gerhard Kohl in Trutenau. Dieser Gerhard Kohl war Deichgraf, Schulze und
49 Jahre Kirchenvorsteher in Gr.-Zünder und stiftete im Jahre 1708 ein
neues Kirchenbuch, in dem sich eine Reihe von Familieneintragungen
befinden. Die Tochter aus der 2. Ehe, Maria, heiratete 1747 Salomon
Eichholz aus Wotzlaff. Ihrer beider Tochter Eleonore nahm 1769 den
Johann Bielfeld zum Mann, der wahrscheinlich aus Käsemark stammte.
Von dieser
Eleonore Bielfeld nun heißt es nach ihrem Tode in dem von Gerhard Kohl
gestifteten Kirchenbuch: "Sie war eine sehr christliche, liebreiche,
demütige Frau, eine sehr fleißige Kirchengängerin, entfernt von
lieblosen Urteilen, sorgfältig in der Erziehung ihrer Kinder, davon sie
billig zum Muster gestellt war. Gott erhalte ihr Andenken in Segen."
Diese Eigenschaften der Urahnin, so meint der Bauer Hugo Behrendt, seien
noch des öfteren für die Frauen dieses Hofes charakteristisch gewesen,
sie träfen auch auf seine eigene verstorbene Frau sowie auf deren Mutter
zu.
1807 geht das
Grundstück auf den Sohn Cornelius Eduard Bielfeld über, der die Karoline
Wilhelmine Knievel heiratet, übrigens die Nichte von dem damaligen
Diakon der Marienkirche Dr. Knievel. Auch die Urgroßmutter Karoline
Wilhelmine Knievel stammte aus wohlhabender und angesehener Familie, was
schon aus ihrer sehr detailliert aufgezählten Aussteuer hervorgeht. Da
werden genannt: ein Ehrenkleid zu 300 fl und eins zu 200 fl, ein
aufstehendes Bett, 12 Fußlaken, 12 Tischlaken, 5 Dutzend Hemden ä 5 f1
das Stück, 12 Handtücher, 6 seidene Tücher, 12 weiße Nesseltücher, 24
Schnupftücher, 12 Leinwandschürzen, 6 Nesselschürzen, 6 rote
Leinwandschürzen, 18 silberne Eßlöffel, 18 silberne Teelöffel, eine
silberne Zuckerschale und eine Zange, eine eschene Kiste usw.
Von dem
Urgroßvater Bielfeld besitzt die Familie auch ein schönes altes Oelbild.
Einmal, so erzählt der Altbauer Hugo Eduard Behrendt, als er in Danzig
durch die Straßen ging, blieb er vor einem Antiquitätenladen stehen und
stutzte, da er dort eben dasselbe Oelbild des Urgroßvaters aushängen
sah, das er zu Hause besaß (damals waren wohl mehrere Exemplare für die
einzelnen Kinder hergestellt worden). Um es nicht in fremde Hände kommen
zu lassen, kaufte er das Bild, das er dann seinem Bruder gab.
Dieser
Urgroßvater Kornelius Eduard Bielfeld - er starb übrigens aus Kummer
über die großen Lasten, die die Franzosen ihm auferlegten - hatte zwei
Töchter: Auguste Wilhelmine Amalie und Henriette Beate Karoline. Die
erstere heiratete 1850 Arthur von Dommer, einen Naturforscher, der mehr
wissenschaftlich interessiert war und deshalb am 1. Oktober 1852 den Hof
an seinen Schwager Johann Gottlieb Kling, den Mann der Henriette Beate
Karoline abgab. Dieser Kling war ein außerordentlich reger und
tatkräftiger Landwirt, er vergrößerte den Besitz und zweigte auch einen
Hof für den Sohn ab. Am 28. Oktober 1875 heiratete der Vater vom
Altbauer Hugo Behrendt, Edmund Ludwig Behrendt, die Tochter Klara
Wilhelmine Kling. Am 1. Juli 1909 übernahm der Altbauer Hugo Behrendt
mit seiner Frau Emilie Helene geb. Scheffler den Hof, der am 13. Mai
1942 Johannes Edmund Behrendt zur Zeit Offizier bei der Wehrmacht,
überschrieben wurde. Von der Hand der Frau Emilie Helene Behrendt, die
wie schon erwähnt, wie ihre Urgroßmutter eine feinsinnige Frau war,
befinden sich im Hause eine Reihe von Oelgemälden, sie war eine
Schülerin des bekannten, früher an der Danziger Hochschule wirkenden
Professors Brandis.
Fünf muntere
Enkelkinder tummeln sich heute schon wieder auf dem Hof und laufen
hinter dem Altbauer, der Mutter und uns durch Haus und Ställe, wo wir
vor allem die schön gepflegten Pferde bewundern. In dem künftigen
Hoferben Michael scheint echtes Bauernblut zu stecken. Den ganzen Tag
ist er hinter dem Pflug her. Er macht sich zu gerne mit den Pferden zu
schaffen, und abends fällt er todmüde ins Bett, als hätte er schon ein
Bauerntagewerk hinter sich gebracht.
Paula
Charlotte Behrendt, geb. Steinke, Emilie Helene Behrendt, geb. Scheffler
(* 1876 in Bohnsackerweide, † 1942 in Danzig), Hugo Eduard Behrendt und
die fünf Kinder - Langfuhr 1941
Paula
Charlotte Behrendt, geb. Steinke, und die fünf Kinder im Garten des
Hofes in GrZ - 1942 |
Das KB GrZ beginnt 1648.
Dort findet sich weder die Heirat noch die Geburt des Sohnes Simon
(Sigmund). Folglich müssten sie vor 1648 stattgefunden haben.
Simon Stahl, * vor
1648 in GrZ, †
28.05.1700 in GrZ, ∞ in GrZ 11.03.1686
mit Barbara Schlichting, † 18.10.1709 in GrZ,
Vater: Michael
Schlichting, Nachbar in Kohling, † vor 1686, 6 Kinder,
davon > 5 Jahre: 4
Gerhardt (II) Kohl, †
21.04.1757 in
GrZ, ∞ in GrZ 05.07.1701 mit Barbara Schlichting, verwitwete Stahl; 3
Kinder
1708 gibt es kein neues
Kirchenbuch sondern erst 1733.
1733 weist Pfarrer
Johann Moneta den Nachbarn Salomon Eichholtz (* 07.07.1697 in Wotzlaff, †
17.06.1755 in GrZ) als Besitzer des Hofes GrZ-04 /aus.
Dieser hat am 08.10.1720 Catharina Boldt († 03.03.1746) geheiratet,
Witwe von Johann Bieberstein, Schultz von GrZ. Dies sieht nach einer
Einheirat aus. Wenn dem so ist hat der Hof vorher kaum dem Gerhardt
Kohl bzw. dem Simon Stahl gehört. Gerhardt Kohl besitzt 1733 drei
Höfe - momentan sieht es eher so aus, dass er in den Hof GrZ-01 /
eingeheiratet
hat. Die Heirat des Salomon Eichholtz mit Maria Kohl ist belegt, nicht
bislang ihre Geburt.
Johann (II) Bielfeld,
der 1769 Eleonore Eichholtz heiratet, ist 1745 in GrZ geboren. Die
Eltern sind Johann (I) Bielfeld und Regina Sivert, Hof GrZ-07
/ . Ob Johann (I)
Bielfeld aus Käsemark oder Gottswalde kommt ist noch ungeklärt.
D.h., in dem Artikel
passen eine Reihe von Fakten nicht überein mit den Einträgen im KB. Bei
mündlichen Übertragungen von Familiengeschichten passiert das häufiger
... oder fast immer?
Im
Vordergrund Hugo Edmund Behrendt 1942/43, im Hintergrund besagtes
Gemälde des Deichgrafen Cornelius Eduard Bielfeld (* 1787, † 1845)
Die Heirat
von Edmund Ludwig Behrendt & Clara Wilhelmine Kling findet 28.07.1867 in
Lichtfelde statt.
Johannes
Edmund Behrendt und Paula Charlotte Steinke (* 1912 in Osterwick, † 1990
in Steinheim) heiraten am 03.10.1933 in Letzkau
Paula
Charlotte Behrendt, geb. Steinke, und die fünf Kinder in dem Danziger
Vorposten-Artikel |