Lebensberichte & Familienchroniken

Hugo Eduard Behrendt
1872 Bärenwinkel / Lichtfelde - 1959 Neudingen, Donaueschingen

Deichgrafen und Deichgeschworene als Vorfahren
Aus der Familiengeschichte des Bauern Behrendt in Gr.-Zünder
5 Dutzend Hemden mit in die Ehe gebracht
vermutlich ca. 1942/43


 

 

Deichgrafen und Deichgeschworene als Vorfahren

Aus der Familiengeschichte des Bauern Behrendt in Gr.-Zünder
- 5 Dutzend Hemden mit in die Ehe gebracht -

Der dritte Teil der Kling - Behrendt - Trilogie.

Nach dem in Teil 1 erwähnten Artikel von Simmenroth, Hilde: Lebensbeschreibung des Rentiers Johann Gottlieb Kling zu Groß Zünder, Vom Jahre 1807 - 1896, in: Altpreußische Geschlechterkunde, Hrsg. VFFOW, Hamburg 1988, S. 117 - 127, folgt ein weiterer auf den Seiten 127 - 128 mit o.a. Titel, gezeichnet "rsb". Die Quellenangabe fehlt.

Jetzt taucht aus dem Fundus der Familie Behrendt - Steinke das Original des Artikels auf: Eine Veröffentlichung im "Danziger Vorposten" - eine NS-Zeitung -, Nr. 64, Seite 3. Das Jahr ist nicht erkennbar, aber es dürfte 1942/43 sein.

Die Überraschung dabei sind die Photos.

Da die Kopie des Zeitungsartikels hier dargestellt schlecht lesbar ist erfolgt unten der ausgelesene Text.

Der Bericht enthält eine Reihe von Unklarheiten und offensichtlichen Fehlern. Es ist nicht bekannt, ob diese von Hugo Eduard Behrendt stammen als Teil der "Familiensaga" oder ob der Journalist / die Journalistin einiges missverstanden und durcheinandergebracht hat ... soll's ja geben in der Branche.

Dies ist die Hausmarke der Behrendts, die in Groß-Zünder ihren Besitz haben, und die zu den sieben ältesten Bauerngeschlechtern unseres Gaues gehören, die nachweislich über 200 Jahre besitzrecht- und blutsmäßig auf ihren Höfen sitzen. Sie schmückt den Giebel des stattlichen Wohnhauses, das heute an Stelle des einstigen Vorlaubenhauses steht. Sie befindet sich auch an den Gerätschaften und an der der Familie gehörenden Kirchenbank.

Mit der Familiengeschichte hat sich der Altbauer Hugo Behrendt, der heute noch an Stelle des bei der Wehrmacht als Offizier stehenden gegenwärtigen Besitzers Johannes Edmund Behrendt den Hof leitet, ganz genau beschäftigt, denn hier, das merkt man, war das Sippenbewußtsein immer wach. Mit Stolz erzählt er von den Vorfahren unter denen eine Reihe als Deichgeschworene und Deichgrafen in hohem Ansehen standen und deren Bilder noch heute auf dem Deichamt hängen. Bekannt ist, daß die Ureltern lange vor 1466 in den Weichsel-Nogat-Niederungen ansässig waren, die Geschichte des Hofes beginnt nachweislich 1676 mit einer Eintragung des damaligen Besitzers Simon Stahl in das Grundbuch. Simon Stahl war der Sohn von Jakob Stahl, der schon um 1600 auf dem Hofe saß, dessen ursprüngliche Größe wohl acht Hufen, das sind 136 Hektar, betragen hat.

Durch die Heirat des Jakob Stahl mit Erdmuth Knack wurden die beiden Höfe der Familien Knack und Stahl zusammengelegt und so der Besitz

Photo des Wohnhauses von 1942/43

M.W. gibt es keinen Beleg dafür, dass dort ursprünglich - vor 1804 - ein Vorlaubenhaus stand.

1733 besitzt Gerhardt Kohl 3 Höfe mit 10 Hufen - er hat zu dieser Zeit erwachsene Söhne -, Hans Kroll 3 Höfe mit 6 3/4 Hufen, Daniel Köpke 2 Hofe mit 5 Hufen. Alle andere Höfe in GrZ haben 4 und weniger Hufen. Ist es dann um 1600 möglich, einen Hof mit 8 Hufen unter Berücksichtigung der schweren Böden und der personellen und technischen Beschränkungen zu bewirtschaften?

vergrößert. Deren Sohn Simon Stahl heiratete Barbara Schlichting, die nach dem Tod ihres ersten Mannes 1701 den Gerhard Kohl ehelichte, Sohn des Schulzen Gerhard Kohl in Trutenau. Dieser Gerhard Kohl war Deichgraf, Schulze und 49 Jahre Kirchenvorsteher in Gr.-Zünder und stiftete im Jahre 1708 ein neues Kirchenbuch, in dem sich eine Reihe von Familieneintragungen befinden. Die Tochter aus der 2. Ehe, Maria, heiratete 1747 Salomon Eichholz aus Wotzlaff. Ihrer beider Tochter Eleonore nahm 1769 den Johann Bielfeld zum Mann, der wahrscheinlich aus Käsemark stammte.

Von dieser Eleonore Bielfeld nun heißt es nach ihrem Tode in dem von Gerhard Kohl gestifteten Kirchenbuch: "Sie war eine sehr christliche, liebreiche, demütige Frau, eine sehr fleißige Kirchengängerin, entfernt von lieblosen Urteilen, sorgfältig in der Erziehung ihrer Kinder, davon sie billig zum Muster gestellt war. Gott erhalte ihr Andenken in Segen." Diese Eigenschaften der Urahnin, so meint der Bauer Hugo Behrendt, seien noch des öfteren für die Frauen dieses Hofes charakteristisch gewesen, sie träfen auch auf seine eigene verstorbene Frau sowie auf deren Mutter zu.

1807 geht das Grundstück auf den Sohn Cornelius Eduard Bielfeld über, der die Karoline Wilhelmine Knievel heiratet, übrigens die Nichte von dem damaligen Diakon der Marienkirche Dr. Knievel. Auch die Urgroßmutter Karoline Wilhelmine Knievel stammte aus wohlhabender und angesehener Familie, was schon aus ihrer sehr detailliert aufgezählten Aussteuer hervorgeht. Da werden genannt: ein Ehrenkleid zu 300 fl und eins zu 200 fl, ein aufstehendes Bett, 12 Fußlaken, 12 Tischlaken, 5 Dutzend Hemden ä 5 f1 das Stück, 12 Handtücher, 6 seidene Tücher, 12 weiße Nesseltücher, 24 Schnupftücher, 12 Leinwand­schürzen, 6 Nesselschürzen, 6 rote Leinwandschürzen, 18 silberne Eßlöffel, 18 silberne Teelöffel, eine silberne Zuckerschale und eine Zange, eine eschene Kiste usw.

Von dem Urgroßvater Bielfeld besitzt die Familie auch ein schönes altes Oelbild. Einmal, so erzählt der Altbauer Hugo Eduard Behrendt, als er in Danzig durch die Straßen ging, blieb er vor einem Antiquitätenladen stehen und stutzte, da er dort eben dasselbe Oelbild des Urgroßvaters aushängen sah, das er zu Hause besaß (damals waren wohl mehrere Exemplare für die einzelnen Kinder hergestellt worden). Um es nicht in fremde Hände kommen zu lassen, kaufte er das Bild, das er dann seinem Bruder gab.

Dieser Urgroßvater Kornelius Eduard Bielfeld - er starb übrigens aus Kummer über die großen Lasten, die die Franzosen ihm auferlegten - hatte zwei Töchter: Auguste Wilhelmine Amalie und Henriette Beate Karoline. Die erstere heiratete 1850 Arthur von Dommer, einen Naturforscher, der mehr wissenschaftlich interessiert war und deshalb am 1. Oktober 1852 den Hof an seinen Schwager Johann Gottlieb Kling, den Mann der Henriette Beate Karoline abgab. Dieser Kling war ein außerordentlich reger und tatkräftiger Landwirt, er vergrößerte den Besitz und zweigte auch einen Hof für den Sohn ab. Am 28. Oktober 1875 heiratete der Vater vom Altbauer Hugo Behrendt, Edmund Ludwig Behrendt, die Tochter Klara Wilhelmine Kling. Am 1. Juli 1909 übernahm der Altbauer Hugo Behrendt mit seiner Frau Emilie Helene geb. Scheffler den Hof, der am 13. Mai 1942 Johannes Edmund Behrendt zur Zeit Offizier bei der Wehrmacht, überschrieben wurde. Von der Hand der Frau Emilie Helene Behrendt, die wie schon erwähnt, wie ihre Urgroßmutter eine feinsinnige Frau war, befinden sich im Hause eine Reihe von Oelgemälden, sie war eine Schülerin des bekannten, früher an der Danziger Hochschule wirkenden Professors Brandis.

Fünf muntere Enkelkinder tummeln sich heute schon wieder auf dem Hof und laufen hinter dem Altbauer, der Mutter und uns durch Haus und Ställe, wo wir vor allem die schön gepflegten Pferde bewundern. In dem künftigen Hoferben Michael scheint echtes Bauernblut zu stecken. Den ganzen Tag ist er hinter dem Pflug her. Er macht sich zu gerne mit den Pferden zu schaffen, und abends fällt er todmüde ins Bett, als hätte er schon ein Bauerntagewerk hinter sich gebracht.

Paula Charlotte Behrendt, geb. Steinke, Emilie Helene Behrendt, geb. Scheffler (* 1876 in Bohnsackerweide, † 1942 in Danzig), Hugo Eduard Behrendt und die fünf Kinder - Langfuhr 1941

Paula Charlotte Behrendt, geb. Steinke, und die fünf Kinder im Garten des Hofes in GrZ - 1942

Das KB GrZ beginnt 1648. Dort findet sich weder die Heirat noch die Geburt des Sohnes Simon (Sigmund). Folglich müssten sie vor 1648 stattgefunden haben.

Simon Stahl, * vor 1648 in GrZ, † 28.05.1700 in GrZ, ∞ in GrZ 11.03.1686 mit Barbara Schlichting, † 18.10.1709 in GrZ, Vater: Michael Schlichting, Nachbar in Kohling, † vor 1686, 6 Kinder, davon > 5 Jahre: 4

Gerhardt (II) Kohl, † 21.04.1757 in GrZ, ∞ in GrZ 05.07.1701 mit Barbara Schlichting, verwitwete Stahl; 3 Kinder

1708 gibt es kein neues Kirchenbuch sondern erst 1733.

1733 weist Pfarrer Johann Moneta den Nachbarn Salomon Eichholtz (* 07.07.1697 in Wotzlaff, † 17.06.1755 in GrZ) als Besitzer des Hofes GrZ-04 /aus. Dieser hat am 08.10.1720 Catharina Boldt († 03.03.1746) geheiratet, Witwe von Johann Bieberstein, Schultz von GrZ. Dies sieht nach einer Einheirat aus. Wenn dem so ist hat der Hof vorher kaum dem Gerhardt Kohl bzw. dem Simon Stahl gehört. Gerhardt Kohl besitzt 1733 drei Höfe - momentan sieht es eher so aus, dass er in den Hof GrZ-01 / eingeheiratet hat. Die Heirat des Salomon Eichholtz mit Maria Kohl ist belegt, nicht bislang ihre Geburt.

Johann (II) Bielfeld, der 1769 Eleonore Eichholtz heiratet, ist 1745 in GrZ geboren. Die Eltern sind Johann (I) Bielfeld und Regina Sivert, Hof GrZ-07 / . Ob Johann (I) Bielfeld aus Käsemark oder Gottswalde kommt ist noch ungeklärt.

D.h., in dem Artikel passen eine Reihe von Fakten nicht überein mit den Einträgen im KB. Bei mündlichen Übertragungen von Familiengeschichten passiert das häufiger ... oder fast immer?

Im Vordergrund Hugo Edmund Behrendt 1942/43, im Hintergrund besagtes Gemälde des Deichgrafen Cornelius Eduard Bielfeld
(* 1787, † 1845)

Die Heirat von Edmund Ludwig Behrendt & Clara Wilhelmine Kling findet 28.07.1867 in Lichtfelde statt.

Johannes Edmund Behrendt und Paula Charlotte Steinke (* 1912 in Osterwick, † 1990 in Steinheim) heiraten am 03.10.1933 in Letzkau

Paula Charlotte Behrendt, geb. Steinke, und die fünf Kinder in dem Danziger Vorposten-Artikel

 

Sanduhrtafel für Hugo Eduard Behrendt - Zoom des Stammbaums