Auf dem Weichsel-Werder-Ring
Die Entdeckung der Langsamkeit im Jahr 2013


 

 

Auf der Königsberger Weichsel zum Haff und nach Stutthof

In Stutthof gibt es eine kleine private Marina mit einem Restaurant direkt an der Klappbrücke. Da wollen wir hin.

Wir kommen an. Ein Segelboot wird gerade zusammengepackt. Ansonsten gähnende Leere, das Restaurant ist zu. Pünktlich zum Ferienende am 31.08. werden die Bürgersteige hochgeklappt, der Tourismus abgestellt. (So ganz überraschend ist dies für uns nicht, wir waren schon einmal im Oktober im Werder ... und da war's dann auch noch dunkel.)
Aber eine schöne Website gibt es - www.marinabaltica.pl - die zeigt, dass es hier auch anders aussehen kann.

Aber wir haben Glück. Ein junger Mann taucht auf und erweist sich als Hafenmanager, kassiert die Liegegebühren von 20 Zloty plus 10 Zloty pro Person fürs Duschen (warm) und verkündet, dass er um 20 Uhr das Eingangstor verschließen würde, um dieses morgen früh um 8 wieder zu öffnen. Siggi macht sich auf zur Sauna ... Fehlanzeige: Kein Holz, kein Feuer, kein Schweiß.

Wir sind zufrieden, machen uns auf zur Citytour und landen auf dem reichlich frequentierten Stutthöfer Hauptbahnhof der Kleinbahn. Da die Leute dort mit Sicherheit nicht zum Vergnügen herumstehen, gesellen wir uns zu ihnen und warten ab, was passiert. Nach einer Viertelstunde hört man ein Rumpeln und die Kleinbahn kommt um die Kurve gewackelt (ehrlich, denn so ganz eben und gerade sind die Schienen wirklich nicht). Der Zug hält, fünf Passagiere strömen aus den beiden Waggons, sechs hinein, Zugführer und Schaffner halten einen Schnack. Dann schreiten sie zur Tat, gehen zur Plakatwand mit dem Fahrplan und reißen diesen herunter. Es dauert einen Moment bis wir kapieren, welchem Ereignis wir da beiwohnen: Der letzten Fahrt in diesem Jahr der Kleinbahn von Stutthof nach Tiegenort.

Ein Pfiff, der Dieselmotor heult auf, der Zug setzt sich in Bewegung. Im nächsten Mai geht's weiter. Hoffentlich!


 


 

Wir machen noch einen Bogen durch die Stadt, können nichts entdecken, was mit einem Restaurant Ähnlichkeit hat, marschieren zurück zum Boot und machen uns über unsere Vorräte her.

Marten: "Hört mal her, ich muss euch etwas wichtiges erzählen ...". Und dann kommt die abenteuerliche Geschichte, wie Marten zu Vorzeiten seine Margret eroberte ... ich durfte die Geschichte schon viermal genießen, Ralf dreimal, Siggi weiß ich nicht und Wulf klatscht sich vor Begeisterung auf die Oberschenkel.

Auf besonderen Wunsch folgt als Zugabe das Gedicht von den Mäusen, Pelikanen, Elefanten und anderem Getier, das Marten vor 155 Jahren auswendig gelernt hat. Ich hatte mich daran bereits mindestens 17 mal ergötzt, da es per Video vorliegt und ich es in die Familienwebsite montiert hatte... Noch ein paar Bootstouren mehr mit Marten und wir alle können das Gedicht auch auswendig vortragen ... nur wohl nicht so schöööön ...

Mit der Sicherheit, den heutigen Pflichten gerecht geworden zu sein, widmen wir uns dem Ernst des Lebens und gehen der Wodkaflasche zu leibe ...

Frühstück, aufräumen, Leinen los, die Planen rund um das Heck herunterlassen ... es ist kühl, und es regnet. Gegen Mittag kommen wir in Fischerbabke an. Eine Toilettenreparatur ist angesagt, es kommt kein Spülwasser, die Handpumpe ist verstopft durch das Ansaugen von Schwimmfarn. Łukasz freundliche Mitarbeiter zeigen uns, wie man die Pumpe reinigt und wieder in Gang bekommt. In der Folgezeit tritt das Problem immer wieder auf ... irgendwann geben wir's entnervt auf, improvisieren nach afrikanischer Art und spülen Flusswasser per parat stehendem Eimer; die Faulen mit Trinkwasser aus dem Duschkopf ...

Überraschung: Wir sind nicht die einzigen unterwegs ...