Łukasz
konstruiert und baut die Boote selber. Und in jedem Jahr fährt er vom
Oktober bis Dezember mit einem seiner Boote auf den europäischen Kanälen
und Flüssen herum, Elbe, Weser, Hunte, Rhein, Main, Donau ... Er weiß
mithin aus eigener Erfahrung, worauf es unterwegs ankommt.
Die Zeiten
seiner Touren vermitteln, er ist - anders als wir, zum Teil aus aus den
Tropen kommend - frostfest.
Für unsere
Zwecke haben wir das ideale Boot erwischt. Es ist für fünf Personen
ausreichend geräumig - zur Not können auch sieben Personen übernachten,
aber dann gibt's mindestens rund um den Esstisch ein ziemliches Gedränge
- und im Innern ist's so hoch, dass man ohne den Kopf einziehen zu
müssen herumlaufen kann.
Während der
Fahrt erleben wir die durchdachte Konstruktion des Bootes:
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Es hat
einen extrem geringen Tiefgang und keinen in die Tiefe ragenden
Kiel. Die Gewässer - einschließlich der Weichsel mit ihrem
mäandernden Wasserlauf und den unendlichen Sandbänken - sind zum
Teil extrem flach. Wir laufen nirgendwo auf.
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Die
Anlegestellen einschließlich Yachthäfen sind - gelinde formuliert -
bislang rar gesät: Fischerbabke, Stutthof, Elbing, Marienburg,
Weißenberg, Dirschau, Nickelswalde
(na ja), Schmerblock - neuer Yachthafen, Danzig, Prinzlaff. Welche
vergessen?
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Will man
ansonsten an Land muss man sandige Buchten anfahren - Łukasz
warnt uns vor steinigen Buchten. Der Bootsboden möge leiden ...
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Eine
sandige Bucht: Mit geringem Speed anfahren, die Leiter am Bug
herunterklappen - eines der genialen Elemente des Bootes - einer
steigt aus, durch Wasser und Sand waten und per Seil das Boot weiter
auf das Ufer zieht. Bei etwas Glück erreichen die anderen
Bootsinsassen das Ufer trockenen Fußes.
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Das Boot
ist so klein und leicht, dass eine Person es alleine vom Sandstrand
wieder ins Wasser schieben kann, im richtigen Moment den Fuß auf die
Bugleiter stellt, einen letzten Schubs gibt und an Bord klettert.
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Das Boot
ist so schmal, dass es mit ausreichendem Abstand nach links und
rechts in eine Schleuse fahren kann, auch wenn nur ein
Schleusentorflügel geöffnet ist. Die Schleusenwächter öffnen nur
ungern beide Torflügel, denn das hat nicht nur doppelte Kurbelarbeit
per Armkraft zur Folge, sondern auch einen 5-fachen Laufweg entlang
der Schleuse - und das alles für den gleichen Obolus von 7 Zloty.
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Auf dem
Heck unter der Plane kann die gesamte 5-köpfige Mannschaft sitzen.
Das ist relevant bei starkem Sonnenschein und Regen. Während der
Fahrt sich in der Bootskabine aufzuhalten ist öde - man sitzt so tief,
dass durch die Fenster allenfalls die Dammkronen zu sehen sind.
Bezüglich der Aufenthaltsmöglichkeiten ist das nächst größere Schiff
- mit Innenbordmotor und Bugstrahler ausgerüstet - ungünstiger: Es
gibt keine Sitzplätze unter dem Dach am Heck.
Sofern das Wetter es zuließ, saß einer am Bug, manchmal sonnte sich
einer auf dem Kabinendeck und die anderen hielten sich am Heck auf.
Oben unser Boot mit Sitzplätzen auf dem Heck,
unten das größere Boot ohne Sitzplätze. Rechts am Bug die Leiter.
Wie man das Boot fährt
Anfangs fahren
wir Amateure im Zickzack: Das Boot nähert sich dem linken Ufer - Steuer
nach rechts gedreht - das Boot schwenkt nach rechts - das rechte Ufer
nähert sich - die gleiche Prozedur in die andere Richtung. Aber dann
bekommen wir die Sache doch in den Griff: Das Boot hat, da es so flach im
Wasser liegt und keinen Kiel hat, keinen - wie man beim Fahrrad sagt -
Geradeauslauf. Der Wind und gegebenenfalls die Strömung üben permanent
Seitendruck aus, so dass das Boot sich dreht. Der Trick: Der Kapitän
beobachtet ununterbrochen die Bugspitze. Beginnt diese sich diese nach links zu drehen, sofort mit einer kleinen Drehbewegung nach rechts
gegensteuern. Und sobald sich die Bugspitze dann nach rechts bewegt,
wieder gegensteuern nach links. Die Konsequenz: Der Kapitän ist
ununterbrochen dabei, die Drehbewegung des Boots zu beobachten und am
Steuer zu kurbeln. Er hat noch nicht einmal Zeit, ein Stück "freihändig"
zu fahren, um sich die Pfeife zu stopfen und anzuzünden ... darum ist es
gut, wenn das Boot mit mehreren Kapitänen ausgestattet ist, die sich
ablösen können. Denn ansonsten wird's regelrecht anstrengend.
Als beste
Geschwindigkeit erweisen sich 3 km/h - dann ist vom Außenbordmotor nur
ein leises Tuckern zu vernehmen und die Landschaft fließt gaaaanz langsam
vorbei ...
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Zwei schlafen im Bug ...
Zwei
im Mittelteil - der Tisch rechts wird heruntergeklappt und auf die Bänke
längs ein Bettgestell gelegt - ...
und Marten besetzt sofort die Höhle unter dem Deck.
Die Sanitäranlagen betritt man tunlichst einzeln,
sonst wird's ein bisschen eng. Zum Duschen wird das Waschbecken
hochgeklappt.
Ausstieg über die Bugleiter
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