Majus d. 24. Reisete der Fürst-Bischoff von Ermland
hl. Adam Stanislaus Grabowsky ein Catholicus von Superstionus mit
einem großen Gefolge hir durch, u. übernachtete auch hir sein Gefolge,
nehml. in Ludwigs-Kruge; Er aber schlief vor Seine Person in
Sal. Eichholtzen, Kirchengeschworeners Hoffe. Ein sehr gnädiger und
raisonabler Herr. Er wolte eigentlich bey mir abtreten; war aber per
errorem vorbeygefahren, weil er meynte, daß ich in der Zeyer, wäre, die
er mit Großzinder in Gedanken confundirete. Hatte auch auff der
Schönberger Fehre mit Nennung meines Namens nach mir gefraget, die
Fehrleute aber gaben ihm keinen rechten Bescheid drauff, weil sie meinen
Namen nicht wußten, u. Er von Zeyer redete. Doch den morgen drauf, als
d. 25. machte ich ihm meine Auffwartung und empfing Er mich sehr gnädig,
nandte mich auch immer Herr Pastor! u. dankte mir selbst in Person vor
eine kleine Gefälligkeit, davor er mir schon auch per alium [für etwas
anderes] danken laßen, nehml. daß ich im Winter vom 16. - 27. Febr. 4
fäßer seiner Weine, welche seine Leute wegen sehr üblen Weges nicht
fortbringen konten, sondern bey mir ablagerten, in Verwahrung genommen
hatte. Er sagte inter alia [unter anderem] zu mir außdrücklich [3 Zeilen
geschwärzt] hl. Matth. Elies. Wendt auß Friedland; hl. C. A.
Gerret in Thorn; auch seel. hl. M. Barth. Hauck am
Pockenhause weyl. in Dantzig; wobey er mich auch seiner ferneren Gnade
[gestrichene Zeile] versicherte, versprechend, bey seiner Rückreise von
Dreßden, bey mir einzutreten, u. mich u. die meinigen in unserem Hause
zu salutiren: u. das alles in Gegenwart des Canonici und officialis von
Marienburg, hl. Fabiani Blondzikowsky, eines catholischen oder
stark-catholischen Catholiquen; der aber wegen des Bischoffs auch alle
complaisance gegen mich gebrauchte. Bey der Abreise, die über die Höhe
gehen solte, hielte der Fürstbischoff vor meinem Hause stil, u. nahm
noch ein compliment von mir; und auch von meiner Frauen u. Kinder
insbesondere an, und zugleich sehr gnädigen Abschied, mit nachmaliger
Verheißung, bey seiner retour bey uns selber persönlich abzutreten, und
unser Hauß mit seiner hohen Gegenwart alsdenn zu beehren. yf. pag. Sg.
Junius d. 24. Beehrte unser Werder. Administrator u.
Brgr.Mstr. hl. Johann Wahl, in Gesellschaft seiner gantzen
Vornehmen familie unser dorff mit seiner Gegenwart vormittags umb halb
10 Uhr, nachdem Er von der gantzen Großzind. Nachbarschaft zu Pferde,
wie sonst allenthalben geschehen, war eingeholet worden. Er that meinem
Hause, noch als ein Verwandter von meiner Frauen, die besondere Ehre,
daß Er davor abstieg und einen Caffe von uns annahm, sich auch eine
volle Stunde mit seiner gantzen Gesellschaft bey uns auffhielte: Darauff
besah Er umb halb 11 Uhr die Kirche, die ihm nebst unserer kirchlichen
Einrichtung gantz wol gefiel; bey seinem Eintritt in selbige ward die
Orgel gerühret; die Glocken wurden bey seiner Ankunft u. Abfarth
geläutet; u. durch die Schulkinder, in 2 Reihen auff dem Kirchhoff
standen, gieng er durchhin. Danach fuhr Er umb 11 Uhr von der
Kleinzinder Nachbarschafft begleitet, über Kleinzinder, woselbst die
Schulkinder nebst ihrem Schulmeister ihm vor ihrer Schule die reverence
machten, weiter. Er war sehr leutselig, u. diesmal 8 tage im Werder,
nehmlich vom 9. biß d. 16. Jun. mit seiner Suite in Stüblau in etl.
Höfen logirend: denn vorhin war Er d. 10. Maj nur auf einen eintzigen
Tag zu Herren-Grebin gewesen. Auch ist er vor dieser Reise dreymal durch
Großzinder gefahren. Sonst ist noch bey dieser Anwesenheit des belobten
hl. Brg.Mstrs dieser besondere Vorfal geschehen, daß derselbe auß
eigener Bewegung, nebst noch vier seiner Edl. Kindern, in Güttland Dom.
II. p. Trin. d. 11. Jun. bey dem Teichgeschworenen Gergen Hacke, eine
Gevatterschaft übernommen, u. sie auch persönlich verrichtet. |
Adam Stanislaus Grabowski,
* Groß Butzig 1698, † Heilsberg 1766
ab April 1741 Fürstbischof von Ermland -
Wikipedia
Ludwigs-Kruge = Mittelkrug von
Gergen Ludwig, Nachbar
Hof GrZ 14
Salomon Eichholtz, * 1697, † 1755
Nachbar
Hof GrZ 04,
Schulz, Kirchenvorsteher, Deichgeschworener, Deichgräfe des Stüblauer
Werders
Da drei Zeilen vor der Auflistung
der drei folgenden Namen geschwärzt sind ist nicht klar, worum es
hierbei geht; vermutlich sind es beiden bekannte Prediger:
Rhesa 1834: Preußisch Friedland:
Matthias Elieser Wend eines Predigers Sohn aus Bütau, wurde 1717 von
Thorn aus zum evangelischer Pfarrer hier her berufen und starb nach
langwierigem Krankenlager am 20. Februar 1735.
Rhesa 1834: Thorn, Kirche zu St.
Marien:
37. Christoph Heinrich Andreas Gernet, zu Anspach geboren, wurde den 20.
Juni zu St. Marien in das Predigtamt eingeweiht und starb 1756.
Rhesa 1834: Kirche im Lazareth,
Danzig:
14. M. Barthol. Hauck, in Stargartdt in Pr. den 5. Juli 1674 geb., wurde
1702 in Wittenberg Magister, den 6. Aug. 1709 ordinirt, ... und starb
1737 den 4. Octbr.
Johann Wahl - siehe 1746 |
Augustus d. 14. Ließ vorbenanndter Durchl.
Fürst-Bischoff von Ermland; hl. Adamus Stanislaus Grabowsky, mir durch
einen seiner pagen seine retour auß Dreßden, woselbst Er der Doppelten
Königl. Vermählungs-ceremonie anbey gewohnet hatte, notificiren, u. sich
zugleich auf den künftigen 19. als Sonnabends, auff eine fürstl. visite
anmelden. Ihro Hochfürstl. Gnd. kamen auch bemeldeten Tages gleich umb
12 Uhr mittags in Großzinder an, stiegen im Mittelkruge ab, und nahmen
daselbst das Mittagsmal ein; ließen uns aber durch ihren ersten
Leibpagen u. Liebling sofort ihre Ankunft vermelden, u. sich auff den
Nachmittag bey uns ansagen; thaten uns darauf auch die hohe Gnade u.
Ehre, u. kamen auß dero genommenem quartir zu Fuße zu uns
herübergegangen, u. salutirten uns nach dero hochfürstl. vielmaligem
Versprechen, das sie auch sogar in Dreßden einmal bey einer gewißen
Gelegenheit erwehnt haben, in unserm geringen Hause. Es gefiel ihnen
einen kleinen Caffe anzunehmen; worauff denn meine beyde älteste Söhne
GhrDurchl. einer lateinisch, der andere deutsch beneventirten, u. wegen
glückl. vollbrachter Reise gratulirten. [4 geschwärzte Zeilen] darnach
geruhten Ihro Bischöfl. Gnaden nicht allein meinen Kirchen-Garten,
sondern auch mein gantz Haußwesen anzusehen, u. hatten über alles ein
gnädiges Wolgefallen: Darauf beehrten sie auch meine Studierstube mit
hero hohen Gegenwart und verweileten sich noch eine halbe Stunde drauf,
in meinen büchern sich zum theil was umbsehende; wobey sie zwar Kurtze,
doch sehr gelehrte discourse führeten. Endlich nahmen diselben von uns
allen großen und kleinen sehr gnädigen Abschied [gestriche Zeile] ja
beschenkten auch mich, meine Frau und Kinder mit pretiensen [wertvoll]
und recht fürstlichen presenten; versicherten uns nochmals dero
hochfürstl. gnädig u. beständigen Andenkens unter einem gnädigen Wunsch
alles guten u. erfreuenden Wolergehens u. fuhren sodann unter unserem
tieffen respect, u. billig Verwunderung über alle unserem Hause erzeigte
so selten als große Ehre, ebenfalls von unseren Gegenwünschen begleitet,
höchst vergnügt wieder ab. Sie haben mir auch selbst Ihren Hochfürstl.
Namen angezeiget; sich auch bey uns überhaupt gute anderthalb Stunden
auffgehalten. |
Bayerische-sächsische Doppelhochzeit
am 28. Juni 1747 in Pillnitz zwischen
Max Joseph von Bayern mit
Maria Anna von Sachsen
und
Friedrich Christian von Sachsen mit
Maria Antonio von Bayern |